Die Vögel von Verhovina by Ádám Bodor
Autor:Ádám Bodor
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Secession
veröffentlicht: 2022-01-15T00:00:00+00:00
Gegen Ende des Winters, in der Zeit, in der es in der Siedlung nicht viel zu tun gibt, überlegte sich Anatol Korkodus eines Tages, nach Monor Gledin zu fahren, in die Besserungsanstalt, und sich die Personalakten und Fotos derer geben zu lassen, die man demnächst entlassen würde und wenn er aufgrund dieser Informationen an einem von ihnen Gefallen finden würde, wolle er ihn einladen, unter seiner Obhut in der Siedlung ein neues Leben zu beginnen. Er hatte auch schon früher Kinder hergeholt, alle drei bis vier Jahre unternahm er einen Versuch mit einem von ihnen. Also ging er früh am Morgen zur Bahnstation, füllte das Formular für seine Freifahrkarte aus, riss den entsprechenden Abschnitt ab, damit Bahnhofsvorsteher Stecc ihn unterschrieb und mit seinem Stempel bestätigte, dass er für den Zug gültig war, der an diesem Tag fahren würde. Der Zug stand schon da, doch der Bahnhofsvorsteher nahm den Abschnitt nicht entgegen, sondern bedeutete ihm nur mit einer Kopfbewegung, ihm zu folgen. Der Vorsteher Stecc wohnte im Bahnhofsgebäude und nun ging er mit dem Brigadier nach hinten, in die kleine, aus einem einzigen Raum bestehende Dienstwohnung. In der Wohnung setzte er seine Mütze ab, sein Kopf leuchtete, er war vollkommen kahlrasiert.
Hör zu. Wenn du unbedingt fortwillst, dann versuche, auf einem anderen Weg hinauszugelangen.
Aber der Zug steht doch da.
Von mir kannst du keinen Stempel bekommen. Ich darf dich nicht einsteigen lassen. Du kannst es versuchen, aber die Kontrolleure werden dich schon bei der Furt von Tuverkan aus dem Zug werfen. Das ist alles, was ich dir sagen kann.
Gut, dann stelle ich keine Fragen.
Den Zug wird es hier übrigens nicht mehr lange geben. Angeblich sind fremde Arbeiter in die Gegend gekommen, die etwas weiter weg bald mit der Demontage der Zugbrücken beginnen werden. Die Gleise werden sie sicherlich auch abbauen.
Das hätte ich mir denken können.
Damit wandte sich Anatol Korkodus zum Gehen, doch dann sagte er noch zum Vorsteher:
Wo sind denn deine Haare geblieben?
Ich wurde geschoren.
Das sehe ich. Gerade jetzt, im Winter fällt dir so etwas ein?
Du stellst Fragen. Es sind zwei Gestalten gekommen, die haben gesagt, was ist denn das für eine Frisur? Dann haben sie mich geschoren. Ich habe es bestimmt nicht gewollt.
Wann ist das passiert?
Heute Morgen.
Wer waren die Leute?
Woher soll ich das wissen?
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